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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Kreisvereinigung Siegerland-Wittgenstein

Die Kultur auf dem Scheiterhaufen

Pressespiegel


Westfälische Rundschau vom 14.04.2003

„Wir wollen an das Datum erinnern”

Informationen über „Die Kultur auf dem Scheiterhaufen - Die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933” liefert eine Ausstellung in der Uni-Bibliothek bis zum 13. Mai. Die WR sprach mit Initiatorin Jana Mikota von der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifachistinnen und Antifachisten” (VVN - BdA).

WR: Wie entstand die Idee zu der Präsentation?

Mikota: Für meine Doktorarbeit beschäftige ich mich viel mit Exilliteratur. Die Inhalte dieser Ausstellung sind dabei quasi ein Nebenprodukt, aber sehr wichtig: Wir wollen an dieses Datum erinnern, dass sich nun zum 70sten Mal jährt, und ein Bewusstsein dafür schaffen, was damals geschehen ist.

WR: Welcher Konzeption folgen Sie dabei?

Mikota: Die Ausstellung ist in vier Teile gegliedert. Der erste gibt eine allgemeine Einführung in die Thematik, umfasst eine Liste von betroffenen Autorinnen und Autoren und dokumentiert Reaktionen im Siegerland, wo selber nichts von Verbrennungen bekannt ist. Im zweiten Teil geht es um Schriftstellerinnen, der dritte konzentriert sich auf Kinderbücher. Der vierte Teil befasst sich mit Gerson Stern, dem einzigen männlichen Autor der Ausstellung. Wir haben ihn gewählt, da Bücher von ihm im Siegener Karl-Böschen-Verlag erschienen sind.

WR: Der Schwerpunkt liegt also auf den Lebensgeschichten von Frauen?

Mikota: Ja, wir wollten einen speziellen Blick auf dieses Thema lenken. Gerade für Schriftstellerinnen, für die sich in der Weimarer Republik neue Entfaltungsmöglichkeiten eröffnet hatten, änderte sich nach 1933 einiges. Ihre Schicksale möchten wir skizzieren.

WR: Wie sahen solche Schicksale aus?

Mikota: Das war sehr unterschiedlich, aber für viele zerbrach damals die Karriere. Rund 20 Personen haben wir für die Schautafeln ausgewählt. Uns geht es auch darum, nicht nur auf die berühmten Namen hinzuweisen wie Brecht oder die Manns, sondern auch auf die vielen heute weniger bekannten Autorinnen und auch Autoren, die teilweise erst langsam wiederentdeckt werden. floh

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Westfalenpost vom 15.04.2003

Auch viele Studenten beteiligten sich an Bücherverbrennungen

Ausstellung in Universitätsbibliothek informiert über die Vernichtung „undeutscher” Bücher

Siegen. (wp) Viele Feuer brannten am 10. Mai 1933 unter dem nächtlichen Himmel. Das Futter für die Flammen lieferten Bücher, die die Nationalsozialisten als „undeutsch” bezeichneten. Die Ausstellung „Die Kultur auf dem Scheiterhaufen - Die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933” wil an dieses Ereignis erinnern.

Auf vielen Schautafeln ermöglichen die „Kreisvereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Siegerland Wittgenstein” in Zusammenarbeit mit dem Fachschaftsrat 1-4, dem autonomen Kulturreferat un dem Projekt „Archiv” in der Siegener Universitätsbibliothek einen Überblick über die Verunglimpfung vieler deutscher Autoren durch die Nationalsozialisten.

Die Doktorandin Jana Mikota hat die Ausstellung in ihrer Freizeit konzipiert, entworfen und zusammengestellt. Die auf den Schautafeln dargestellten Fälle sind eine kleine Auswahl aus bekannten und weniger bekannten Schriftstellern, sagt die Studentin.

Dabei gliedert sich die Ausstellung in vier Teile.

Zuerst wird die Frage thematisiert, wie die Vorkommnisse in der Gesellschaft und in der Region aufgenommen wurden. „Interessant ist, dass die Bewegung nicht nur von oben kam”, erzählt Joachim Mertens vom VVN-BdA Siegerland-Wittgenstein. Auch viele Studenten hätten sich bei der Agitation der „Unkultur” nicht zurückgehalten. So verfasste die deutsche Studentenschaft zwölf Thesen „Wider den deutschen Ungeist”. Der Aufruf wurde vielerorts in der Presse abgedruckt, so auch am 8. Mai 1933 in der Siegener Zeitung. Ein Zeitungsbild damals eher selten - zeigt die Büerverbrennung in Berlin.

Die Siegener Zeitung untertitelte das Bild eher ein wenig verhalten, meint Mertens. Denn sie berichtete von Büchern, die als undeutsch „galten” und nicht von solchen, die vermeintlich undeutsch „waren”. In Siegen, so Mertens, hat es keine Verbrennungen geben, da noch keine Universität vorhanden war.

Der zweite Teil der Ausstellung konzentriert sich besonders auf die Schriftstellerinnen, die während des Nzairegimes in Deutschland lebten oder ins Exil flohen und deren Bücher verboten wurden. Neben untersagten Kinder- und Jugendbüchern, beschäftigt sich die Ausstellung abschließ mit Gerson Stern. Denn damit lässt sich eine Siegen herstellen, erklärt Mikota. Sein in den dreißiger Jahren verfasster Roman „Auf drei Dingen steht die Welt” wurde erst jetzt von einem Siegener Verlag veröffentlicht.

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Siegener Zeitung vom 16.04.2003

Als die Bücher brannten

Foto AusstellungsmacherInnen

Zum 70. Jahrestag gibt es eine Ausstellung in der Uni

Weidenau. 10. Mai 1933 – 70 Jahre ist es nunmehr her, dass in verschiedenen deutschen Städten Bücher auf Scheiterhaufen verbrannt wurden. Für Siegen ist zwar keine Bücherverbrennung überliefert, dennoch widmet sich bis zum 13. Mai eine Ausstellung in der Universitätsbibliothek auf dem Haardter Berg dieses Themas. »Die Kultur auf dem Scheiterhaufen – Die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933« lautet der Titel der Exposition, die von Jana Mikota und Violetta Kuhn konzipiert und erstellt wurde und zu der die Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), Kreisvereinigung Siegerland-Wittgenstein, einlädt.

Die Ausstellung besteht aus Schautafeln und Büchern. Sie ist in vier Teile gegliedert. Zwei davon haben einen lokalen Bezug. Den Auftakt bildet eine Einführung in die Thematik. Zu sehen und zu lesen sind auch Artikel aus heimischen Zeitungen. Alsdann folgt ein kleiner Überblick über Schriftstellerinnen, die entweder ins Exil gegangen sind und dort unter völlig veränderten Bedingungen weiter arbeiteten, oder aber im Dritten Reich blieben, mit Schreibverbot belegt wurden oder gar in Konzentrationslagern umkamen. Den dritten Teil bildet ein Überblick über verbotene Kinder- und Jugendliteratur. Der letzte Bestandteil der Ausstellung besitzt wieder Lokalkolorit. Er ist Gerson Stern gewidmet. Dessen Werk wurde erstmals in der Krönchenstadt gedruckt.

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Siegerländer Wochen-Anzeiger vom 16.04.2003

Kein harmloses Vergehen

Die Ausstellung »Die Kultur auf dem Scheiterhaufen - Die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933« erinnert in den kommenden Wochen in der Uni-Bibliothek an den 70. Jahrestag dieses Ereignisses

Siegen. Was das Volk, das sich gern mit seinen Dichtern und Denkern schmückt, dachte, am 10. Mai 1933, weiß man nicht. Was es dichtete, kann man nachlesen. In der Siegener Zeitung zum Beispiel. Oder in Büchern.

Um Bücher ging es an diesem Tag vor 70 Jahren: In einigen von ihnen witterte man »undeutschen Geist« und der landete auf dem Scheiterhaufen. In den Jahren davor war der Zeitgeist offener und das spiegelt auch die Literatur aus dieser Zeit. Mit dieser hat sich Jana Mikota eingehend befasst, zuerst in ihrer Magisterarbeit und nun erforscht sie die Literatur der Weimarer Republik für ihre Doktorarbeit. Das Datum »10. Mai 1933« ist dabei für sie geläufig geworden: Es ist das Datum, das zum Fanal wurde für viele der Autorinnen und Autoren, mit deren Leben und Werk sie sich beschäftigt.

Im Gedächtnis behalten

Der 70. Jahrestag der Bücherverbrennung sollte nicht einfach so verstreichen, das war ihr Anliegen. Jetzt macht eine Ausstellung in der Universitätsbibliothek in Siegen auf dieses Datum aufmerksam. Jana Mikota hat diese Ausstellung konzipiert, entworfen und zusammengestellt. Unterstützt wurde sie dabei von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten Siegerland-Wittgenstein (VVN-BdA), dem Fachschaftsrat 1-4, dem autonomen Kulturreferat und dem Projekt Archiv an der Universität Siegen. Bis zum 13. Mai kann man die Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Bibliothek besuchen.

Wenig geläufig, mehrfach vergessen

Es sind nicht die Berühmtheiten, die Jana Mikota in ihrer Ausstellung in den Vordergrund rückt. Sie hat zum Beispiel die Namen von Schriftstellerinnen herausgegraben: Irmgard Keun und Vicki Baum, Mascha Kaleko, Alex Wedding und Auguste Lazar. »Was wurde nach 1933 aus diesen Frauen? Das ist eine Frage, der ich nachgegangen bin«, erklärt die Literaturwissenschaftlerin. Viele Frauen hätten im Exil eben Jobs angenommen, etwa gekellnert, um den Lebensunterhalt zu finanzieren. Das unterscheide sie von den männlichen Kollegen, habe aber auch oft das Aus für ihre Schriftstellerei bedeutet. Andere, Alex Wedding zum Beispiel, hätten später in der DDR wieder an ihre Autorinnen-Karriere anknüpfen können. »Nach 1989 sind sie dann ein weiteres Mal vergessen worden«, berichtet Jana Mikota.

Auch Kinder- und Jugendbücher wurden von den Nazi-Literaturexperten für so verwerflich eingestuft, dass sie auf dem Scheiterhaufen landeten. Dieser Zensur ist ein weiterer Teil der Ausstellung gewidmet. Und einen besonderen lokalen Bezug gibt es auch: Die Bücher von Gerson Stein sind in einem der Schaukästen zu sehen. Es sind zwei, sie wurden erst vor wenigen Jahren in einem Siegerländer Verlag neu veröffentlicht. Stein ist ein Beispiel für einen der Autoren, deren Ruhm mit 10. Mai 1933 ein abruptes Ende nahm. Die Geschichte der 20 Autoren, die hier dokumentiert wird, reflektiert auch die Geschichte der Germanistik, die nach 1945 erst allmählich begann, sich mit den Exilautoren zu befassen.

Eine studentische Initiative

Die Universitäts-Bibliothek ist ein passend gewählter Ort für diese Ausstellung, nicht nur weil es ein Platz der Bücher ist. Die Bücherverbrennung sei damals hauptsächlich von Studenten durchgeführt worden, erklären Jana Mikota und Joachim Mertens vom VVN-BdA. Für die bildungsbürgerlichen Kreise sei das gewiss auch ein Ereignis gewesen, bei dem man zusammenzuckte, vermuten sie. Vielleicht sahen sie aber auch den ein oder anderen kommunistischen Autoren ganz gern unter den Verpönten.

Wie man damals begann, sich in die Gedanken der Menschen einzunisten, belegt ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1933, den man in der Ausstellung nachlesen kann: Das Alphabet wurde damals neu buchstabiert: Statt David galt nun das Dora-D und das »J« von Julius löst den Jakob ab. 70 Jahre später kann man es ganz genau wissen: Es ist nicht harmlos, wenn man sich an Buchstaben und Büchern zu schaffen macht.

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