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Informationen zur Ausstellung von Jana Mikota
Die Ausstellung „Die Kultur auf dem Scheiterhaufen – Die
Bücherverbrennung am 10. Mai 1933“ konzentriert sich auf
Schriftstellerinnen, ihren Werdegang nach der
nationalsozialistischen Machtergreifung und zeigt somit die
Konsequenzen, die das nationalsozialistische Regime für
Schriftstellerinnen hatte. Da die zwanziger Jahre schreibenden
Frauen erstmals vielfältige Freiräume und
Entfaltungsmöglichkeiten boten, unterbrach die
nationalsozialistische Machtergreifung die schriftstellerische
Entwicklung von Frauen rigoros. Es folgten bekanntlich
Publikationsverbote, Verbrennungen der Bücher, Flucht aus
Deutschland vor den neuen Machthabern oder Verhaftungen und
Ermordungen von Schriftstellerinnen. Die Ausstellung selbst ist in
vier Themenfelder gegliedert: Der erste Teil führt die
BetrachterInnen in die Thematik ein und informiert über die
Hintergründe der Bücherverbrennungen im April/Mai 1933.
Als Tatsache stellt sich hierbei heraus, dass die Aktionen
„wider den undeutschen Geist“ keineswegs „von
oben“ befohlen worden waren. Vielmehr nahmen Studentenschaften
und Hitlerjugend Gedanken aus der Berliner Machtzentrale auf und
übernahmen die Organisation von Bücherverbrennungen in den
einzelnen Städten. Eine Schautafel informiert zudem über
die Wahrnehmung der Bücherverbrennungen in der Region
Siegerland. In Siegen selbst fand keine Bücherverbrennung
statt.
Der zweite und dritte Teil der Ausstellung informieren über
ausgewählte Schriftstellerinnen der Weimarer Republik, die
unterschiedlich betroffen waren. Den meisten in dieser Ausstellung
vorgestellten Schriftstellerinnen gelang zunächst die Flucht
aus Deutschland. Auch wenn die unmittelbare Lebensgefahr gebannt
war, kamen neben den Sorgen um Angehörige im Dritten Reich noch
Existenzangst, Heimatlosigkeit und der Verlust der Sprache hinzu.
Schriftstellerinnen mussten häufig ihre Karriere aufgeben und
als Haushaltshilfe, Kellnerin, Kindermädchen oder
Krankenschwester arbeiten. Der Verlust der Sprache konnte für
Schriftstellerinnen jedoch auch ein Neugewinn sein. Erstaunlich
groß ist hierbei die Anzahl der Frauen, die ihre Muttersprache
aufgaben und in der Sprache jeweiligen Gastlandes zu schreiben
lernten. Andere dagegen begannen erst im Exil als
Schriftstellerinnen zu arbeiten, um so ihren Lebensunterhalt zu
besorgen.
Die hier vorgestellten Autorinnen waren in den zwanziger Jahren
keineswegs unbekannt. Dass die meisten der Schriftstellerinnen
heute, 70 Jahre nach der Bücherverbrennung und nach den
Bücherverboten, aus dem kollektiven literarischen
Gedächtnis gelöscht wurden, sind Früchte der Jahre
1933 bis 1945. Mit Vicki Baum und Gina Kaus werden hier zwei
‚Bestsellerautorinnen’ der zwanziger und dreißiger
Jahre vorgestellt, deren Romane verfilmt wurden und die entsprechend
von ihrem Schreiben im Exil leben konnten. Adrienne Thomas schrieb,
um auf eine weitere Autorin der Ausstellung zu verweisen, mit Die
Katrin wird Soldat neben Remarques Im Westen nichts Neues das
wichtigste Antikriegsbuch der Weimarer Republik.
Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung bildet zudem die
kinderliterarische Produktion in der Weimarer Republik und nach 1933
dann im Exil. Ein Teil der Autorinnen schrieb bereits in den
zwanziger Jahren Kinder- und Jugendbücher – etwa Alex
Wedding oder Lisa Tetzner. In der Ausstellung werden somit nicht nur
Autorinnen vorgestellt, deren Werke am 10. Mai 1933 auf den
Scheiterhaufen im Dritten Reich brannten, sondern auch jene, die
erst im Exil begonnen haben, als Schriftstellerinnen zu arbeiten.
Aufgrund ihres antifaschistischen Engagements wurden ihre Werke
ebenfalls verboten.
In einem gesonderten Schaukasten (4. Teil der Ausstellung) sind die
Werke von Gerson Stern ausgestellt, einem Autor dessen literarisches
Oeuvre erst noch wieder entdeckt werden muss. Seine Werke sind erst
seit Ende der 1990er Jahre erneut erhältlich, so dass Sterns
Werk ebenfalls das Vergessen der Autoren und Autorinnen nach 1933
zeigen soll. Gerson Sterns Werke werden im Carl Boeschen Verlag,
Siegen, herausgegeben und dem Mut solcher kleinen Verlage ist es bis
heute zu verdanken, dass bestimmte Autorinnen und Autoren nicht
gänzlich aus dem kollektiven literarischen Gedächtnis
gelöscht werden.
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